Verkehrsstützpunkt Kantonspolizei
Chur GR, Schweiz
Wettbewerb 1. Preis 2021
Projekt 2022-
Baubeginn März 2023
Fertigstellung Juni 2024
Eröffnung September 2024
Chur GR, Schweiz
Wettbewerb 1. Preis 2021
Projekt 2022-
Baubeginn März 2023
Fertigstellung Juni 2024
Eröffnung September 2024
Kanton Graubünden, vertreten durch das Hochbauamt Graubünden, Chur, Schweiz
Kantonspolizei Graubünden, Chur, Schweiz
Comamala Ismail Architectes, Delémont, Schweiz
Milad Amini, Emil Araktsijev, Fabian Hug, Sali Sadikaj, Remo Thalmann, Ann-Christin Westkamp
Die Verkehrsstützpunkte der Kantonspolizei in Chur und in Thusis werden aus organisatorischen und betrieblichen Gründen in einem Neubau zusammengelegt. Bereits 2016 wurde dafür beim Autobahnanschluss Chur Süd eine geeignete Landparzelle erworben, die verkehrsstrategisch ideal liegt für den effizienten Betrieb mit raschen Interventionszeiten. Der Neubau wurde als Pilotprojekt im Rahmen des Aktionsprogramms «Green Deal» lanciert und als Leuchtturmprojekt im Bereich des nachhaltigen Bauens umgesetzt.
Mit dem neuen VSP Chur werden die heutigen gesetzlichen Anforderungen und Vorschriften in verkehrstechnischer sowie energetischer, umwelt- und sicherheitstechnischer Hinsicht erfüllt. Der Verkehrsstützpunkt gibt der Kantonspolizei ein zeitgemässes Erscheinungsbild, und ist ein klares Statement zur Nachhaltigkeit.
Durch die gute und konstruktive Zusammenarbeit bereits in der Wettbewerbsphase konnte ein schlankes Tragwerk entworfen werden. Der vertikale Lastabtrag erfolgt effizient über zwei Kerne im Gebäudeinnern und filigrane Stützen an den Fassaden. Die auf ein Minimum reduzierten Kerne gewährleisten gleichzeitig den horizontalen Lastabtrag aus Wind und Erdbeben.
Die Bauherrschaft konnte vom Planerteam überzeugt werden, auf Einlagen und einen Bodenaufbau zu verzichten. Dadurch werden die Treibhausgasemissionen der 26 cm dicken Betondecken um ein Drittel reduziert. Zudem wurden mit Ausnahme des thermisch aktiven Bauteilsystems (TABS) keine Einlagen in den Stahlbetonwänden und -decken vorhanden, was eine besonders schlanke Ausführung ermöglicht. Die Wandstärken der tragenden Wände sind auf ein Minimum reduziert, alle Installationen werden auf Putz geführt. Die innovationsfreudige Bauherrschaft folgt dem Rat von ZPF Ingenieure, die Anforderungen insbesondere an die Dichtigkeit der Betonwände auf das tatsächlich notwendige Mass zu reduzieren und damit den Bewehrungsgehalt zu verringern.
Unkonventionell ist auch der Verzicht auf die Stahlbetonbodenplatte in der Fahrzeugeinstellhalle zugunsten einer Asphaltdecke, was die Betonmenge aufgrund der grossen Fläche weiter reduziert. Durch die richtige Materialwahl werden die Treibhausgasemissionen um 59% reduziert. Bauingenieur, Architekt und Bauherrschaft suchten gezielt geeignete Bauteile für den neuen, mit Pflanzenkohle angereicherten Beton (KLARK). Eingesetzt wurde dieser schliesslich bei den Aussenwänden, den Fundamenten der Einstellhalle sowie den nichttragenden Innenwänden der Tageszelle. Alle anderen nichttragenden Innenwände sind aus zementstabilisierten Lehmsteinen, die auch in den Aussenwänden eingebaut wurden.
Der neue Verkehrsstützpunkt ist Minergie-A-Eco® zertifiziert. Minergie-A-Bauten produzieren mehr Energie als sie verbrauchen und kombinieren damit Komfort mit maximaler energetischer Unabhängigkeit. Beim Eco-Standard verhindern sog. Ausschlusskriterien den Einsatz von Systemen und Materialien, die mit nachhaltigem Bauen unvereinbar sind. Dazu zählen beispielsweise Biozide oder Holzschutzmittel sowie schädliche Klebstoffe in Innenräumen.
Das Ziel Netto-Null wird für den Betrieb des Gebäudes (Betriebsenergie) erreicht. Die Kompensation der grauen Energie bei der Erstellung des Gebäudes wird angestrebt. Ziel ist es, möglichst langlebige, rezyklierbare und CO2-arme Materialien zu verbauen. Die Reduktion der «Grauen Energie» wird vor allem durch Verminderung des Materialverbrauchs sowie auf den Verzicht von Materialien und Schichten erreicht – so werden beispielsweise keine Unterlagsböden oder abgehängte Decken ausgeführt. Auf Verputze, Vorsatzschalen und Farbanstriche wird möglichst verzichtet. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft werden wiederverwendbare Materialien eingesetzt.